Große Exkursion 2023: „Von Bilbao nach Barcelona“

Die große Exkursion führte in diesem Jahr den vierten Jahrgang in der letzten Schulwoche von Bilbao bis nach Barcelona. Klassenvorstand DI Christoph Detz und Mag. Andrea Kürner begleiteten die Gruppe.

Die „Große Exkursion“ führte den IV. Jahrgang zunächst ins spanische Baskenland, wo wir in der Bodega Gorka Izagirre Weine aus den autochthonen Rebsorten Ondarrabi Zuri und Ondarrabi Zuri Zerratie verkosten durften und ganz konkrete Informationen zu deren Vinifikation erhielten.

Erste Fragen im Fachbereich wurden bereits auf Spanisch gestellt und die Schüler, die im 3. und 4. Jahrgang den Alternativen Pflichtgegenstand Spanisch absolviert hatten, wagten im Laufe der Exkursion ein paar Mal, ihre zweite Fremdsprache zu benutzen.

Am nächsten Tag konnten wir auf der Fahrt durch die Rioja Alavesa erste Eindrücke sammeln und die in Haro, dem Hauptort des Weinanbaugebiets Rioja Alta, besuchen. Die Bodegas Bilbaínas weisen in diesem Gebiet die größte Anbaufläche (insgesamt 250 ha) auf.

Außerdem sind sie als ältester Weinabfüller in Rioja bekannt und besitzen über 3.400 m2 an unterirdischen Kellerröhren und verfügten einst sogar einen eigenen Bahnhof. Es folgte eine Besichtigung des familiengeführten Weinguts Murillo Viteri in Cenicero, das vor allem Tempranillo, Mazuelo und Graciano verarbeitet, aber auch exzellente frische, fruchtige, für die Gegend untypische Weine aus Viura und Malvasia herstellt, die eher österreichischen Weinen als spanischen ähneln.

Der innovative Winzer ist besonders stolz auf auf seine Idee, Pumpensysteme, wie sie zum Transport von Lebendfischen in der Fischzucht verwendet werden, als besonders schonende Maischepumpen einzusetzen, und das natürliche Kühlungssystem seiner Produktionsräume, das die kühlen Nachttemperaturen der Rioja Alta nutzt.

Der letzte Programmpunkt des Tages waren die Bodegas Olarra in Logroño. Das beeindruckende Gebäude aus den 1970ern, ist einer der ersten Versuche, Architektur auf einen Weinkeller anzuwenden, und ähnelt einer gotischen Kathedrale mit drei Etagen, die eine schonende Weinbereitung mit Hilfe der Schwerkraft ermöglichen.

Die markanten 111 Kuppeln sorgen für eine Belichtung und Belüftung des Fasskellers, der mehr als 40.000 Barriques beherbergt und für den kein externes System zur Temperaturregelung erforderlich ist.

Abends konnten wir bei einem Bummel durch Logroño, und speziell durch die Calle del Laurel, die für die Region typische Version der spanischen Tapas, hier Pinxtos ("Spieße") genannt, genießen.

Am nächsten Tag besuchten wir die Compania Vinícola del Norte de España (CVNE) in ihrer Niederlassung in Haro, genauer gesagt im berühmten Barrio de la Estación. Der erste produzierte Wein trug den Namen der Initialen des Unternehmens (CVNE), allerdings führte ein Missverständnis, bei dem das V mit einem U verwechselt wurde, zur Entstehung der legendären Marke Cune.

Im Rahmen der Führung konnten wir auch den gigantischen Barriquelagerraum, der von Gustave Eiffel entworfen wurde, besichtigen. Für die damalige Zeit revolutionär, bot dieser Raum, dessen Dach nur von einer Stahlkonstruktion getragen wird und der ohne Säulen auskommt, erhebliche Vorteile für die Crianza der Fässer und alle damit verbundenen Arbeitschritte.

 

Die Besitzer des jungen Weinguts Lanica in Lanaja, zwei junge Agrarökonomen, wollen die Tradition des Weinbaus in der Region wiederbeleben und denken, dass die Rebe sich vor allem in Zeiten des Klimawandels und Wassermangels, wieder als die „klimafittere“ Kultur etablieren wird. Der Familienbetrieb, der sich erst im Aufbau befindet, beeindruckte vor allem durch die exzellenten Weine, ein großes Interesse am Austausch und eine umwerfende Gastfreundschaft.

Am nächsten Vormittag folgte die Besichtigung von Prosmokiwi, eines Betriebs, der sich mit dem Anbau von Kiwis eine Nische geschaffen hat. Die ältesten Anlagen sind bereits 20 Jahre alt, von den weiblichen Bäumen können bis zu 60kg Früchte je Baum geerntet werden, die - je nach Größe - mit bis zu 5 Euro pro Kilo verkauft werden können.

In der Obstkooperative Piñana Commerce, einer Genossenschaft von 15 Produzenten der Region, konnten wir bei einer Führung alle Arbeitsschritte wie z.B. Reinigung, Qualitätskontrolle oder Sortierung und Verpackung mitverfolgen. Piñana Commerce lagert, verpackt und verkauft ausschließlich Bio-Ware, wie Kirschen, Marillen, Pfirsiche Nektarinen, Kiwis, Äpfel und Birnen, aber auch diverse Gemüse wie Zwiebel und Fenchel.

Anstatt geradewegs nach Barcelona zu reisen, nahmen wir einen kleinen Umweg Richtung Süden in Kauf, um das Priorat zu besuchen und somit eine weitere beeindruckende Landschaft und Weinstilistik kennenzulernen.

Das Weingut Clos Dominic in Porrera, kultiviert auf den steilen, teils terrassierten Hängen mit kargen Schieferböden über 100 Jahre alte Cariñena- und Garnacha-Reben, in der tieferen Lage (Vinyes Baixes) findet man Merlot- und Cabernet Sauvignon. Das hochreife Traubenmaterial wird spontan vergoren, hierbei entstehen sehr individuelle und komplexe Weine, die dem Weingut international bereits viel Aufmerksamkeit (Stichwort „Parker-Punkte“) einbrachten.

Am vorletzten Tag unserer Reise besichtigten wir Barcelona, wo uns bei einem Stadtspaziergang anhand verschiedener Baudenkmäler die bis in die Antike reichende, aber auch die jüngere Geschichte der Stadt nähergebracht wurde.

Der letzte Tag der Reise war dem Penedes, mit knapp 28.000 ha Rebfläche die bedeutendste Weinregion Kataloniens sowie Zentrum der spanischen Cava-Produktion, gewidmet.

Wir besichtigten zunächst das Weingut Albet i Noya, eines der führenden Weingüter der Region und Spaniens ältester und wohl zu Recht angesehenster Biobetrieb. Die Winzer sind sehr bedacht auf die Kultur der Region und – natürlich – deren Rebsorten, wobei auch die Piwis im Sortiment des Weinguts einen hohen Stellenwert einnehmen.

Unsere Fahrt führte uns weiter nach Sant Sadurní d’Anoia, wo wir, geführt vom Önologen Joan Parera Mariné die renommierte Sektkellerei Agusti Torello Mata erkundeten. Die Weine und Cuvées stammen aus den 150 eigenen Parzellen, wo die autochthone Rebsorten Macabeo, Xarel.lo und Parellada kultiviert werden. Besonders stolz ist man in diesem Betrieb auf die auschließliche Verwendung eigener Hefen, die von den Traubenschalen der Sorten selektioniert wurden. Agusti Torello Mata sind auch die Schöpfer des einzigen sortenreinen Macabeo-Cava, der in Eichenfässern fermentiert wird.

Alles in allem, eine sehr inspirierende und lehrreiche Exkursion, auf der die Schüler die Gastgeber des öfteren mit ihrem Fachwissen beeindruckten, und noch dazu ihre Sprachkenntnisse sehr gut unter Beweis stellten!

© Andrea Kürner

Veröffentlicht am 26.07.2023